Geschichten im Business: Ein perfektes Beispiel für Storytelling

Warum sich aus Reisen so gut Geschichten entwickeln lassen.

Es ist 5 Uhr morgens, meine Tasse Tee dampft und mein Kopf raucht – ich bin früh aufgestanden, um diesen Blog-Artikel zu schreiben. Meine Zeit ist knapp, doch die Idee zu der Story kam einfach über mich. Mein Thema sind Geschichten im Business: Ein perfektes Beispiel für Storytelling.

Um 8.53 Uhr fährt mein Zug von Gleis 7 am Kölner Hauptbahnhof ab. In Mainz werde ich den EC 7 mit Ziel Interlaken Ost verlassen und in einen kleinen Regionalzug umsteigen, der mich nach Kirn bringen soll – eine Kleinstadt an der Nahe. 8.000 Einwohner, drei Apotheken, eine Brauerei.

Die Großmutter meiner Freundin ist mit 91 Jahren gestorben und heute um 14 Uhr ist die Beerdigung. Ihr Tod schmerzt mich. Ein langes Leben, aber das Ende kam plötzlich: Sie stand vom Essen auf, klagte über Schwindel und kaum 24 Stunden später war sie tot. Jetzt fehlt da jemand und mir wird wieder mal bewusst, wie kurz das Leben ist und was mir wirklich wichtig ist: Familie und Freunde.

Die Geschichte liefert echtes Gefühlskino

Und um sie zu sehen, setze ich mich gleich in den Zug. Doch in meiner Geschichte geht es nicht ums Bahnfahren, es geht nicht um eine Autofahrt oder eine Radtour. Und es ging nie nur ums Fliegen – genau das ist der Slogan einer Geschichte, die Britisch Airways bereits 2013 erzählt hat. Sie ist die Kernaussage und ein perfektes Beispiel, wie großartig Storytelling auf eine Marke einzahlen kann.

Die Geschichte „A Ticket to Visit Mum“ bietet dabei das ganz große Gefühlskino. Produzent Matt Bonin bedient sich dabei vieler wirksamer Stilmittel. Aber zunächst zur Handlung: Ratnesh lebt getrennt von seiner 61 jährigen Mutter. Um Karriere zu machen verlässt er seine Heimatstadt Mumbai – Bombay, wie er es noch nennt – und zieht nach New York. Eingangs erzählt er von seiner Kindheit in der indischen Metropole und erinnert sich an die verschiedenen Orte und Erlebnisse. Dann wechselt die Perspektive und Ratneshs Mutter erzählt. Sie berichtet, wie es war, als ihr Sohn das Land verließ und wie es ihr das Herz brach.

Landstraße, wölken, Bäume: Eine Reise ist ein passendes Bild für eine Geschichte.
Wohin geht die Reise, was ist der Grund, wo lauern die Gefahren?

Nach 1.40 Minute fällt der Name des Unternehmens das erste Mal. „Heute hat mir British Airways einen Sitz im Flugzeug geschenkt. Dieser ist für das Lieblingsessen meines Sohnes. Sie werden es zu ihm fliegen und ich denke, dies lässt ihn ein Gefühl von Heimat spüren“, erzählt die Hauptdarstellerin. Also, beginnt sie dieses Gericht zu kochen. Doch während sie davon ausgeht, dass gleich jemand vor der Tür steht, um das Essen abzuholen. Wird ihr Sohn sie zu Hause in Mumbai besuchen. British Airways hat ihn nach Hause geflogen. Er steht bereits vor der Wohnung und schaut auf einem Monitor zu, wie seine Mutter das Essen kocht.

Dann der Moment: Ratnesh geht in die Küche und überrascht sie. Ungläubig blickt seine Mutter auf, dann tritt sie von der Spüle zurück und umarmt ihren Sohn mit Tränen in den Augen. Happy End.

Warum sich aus Reisen so gut Geschichten entwickeln lassen

Und anstatt diesen Zauber nun durch einen platten Call to Action oder eine Marketingfloskel zu versauen, resümiert das Unternehmen schlicht: „It’s never been just about Flying.“ Es stellt sich nicht als den Held der Geschichte da. Es ist lediglich der gute Freund, der Ratnesh und seiner Mutter geholfen hat, sich wieder in die Arme zu nehmen. Es geht nicht ums Fliegen, es geht nicht um eine Dienstleitung, es geht darum, Menschen zu verbinden.

Die Geschichte wird durch die vielen Kniffe des Produzenten noch lebendiger. Dadurch, dass sowohl Sohn als auch Mutter die Geschichte erzählen, gewinnt der Zuschauer einen direkten Zugang zu beiden und fiebert auf ihr Wiedersehen hin. Hinzu kommt eine gute Ladung Musik, die die Emotionaliät nochmals verstärkt. Ja, Matt Bonin drückt ordentlich auf die Tränendüse. Aber es wird der Geschichte und der Aussage gerecht: Es geht eben nicht ums Fliegen, sondern um Menschen und um Gefühle.

Mich hat diese Geschichte sofort beeindruckt. Und zwar so sehr, dass ich heute – acht Jahre später – darüber einen Artikel schreibe. So funktionieren Geschichten im Business: Ein perfektes Beispiel für Storytelling. Das Interessanteste an einer Reise ist oftmals nicht der Weg oder das Ziel, sondern der Grund. Wir brechen auf, gehen Risiken ein und verlassen unsere Komfortzone. Es geht um die Motivation hinter dem Aufbruch: Und deswegen erspare ich euch die langweiligen Details vom Ticketkauf und den möglichen Verspätungen der Deutschen Bahn. Ich freue mich darauf, gleich meine Familie zu sehen.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Entwickeln deiner Geschichte und wenn du Hilfe brauchst, ich helfe dir gerne.